Wer kennt es nicht? Auf einem Großteil der erzeugten Kleidungsstücke steht: Made in China, Made in Kambodscha oder Made in Bangladesch. Die Produktion von überflüssiger Fast Fashion in diesen Ländern steht immer in Verbindung mit Hungerlöhnen, schlechten Arbeitsbedingungen, hohem Einsatz von Chemikalien, hohem Energieverbrauch, langen Transportwegen sowie Verschmutzung der Umwelt. Fast Fashion ist eine rein gewinnmaximierende und wachstumsorientierte Ausrichtung, die sich nicht um die Belange der Arbeiter und der Umwelt schert.
Das Problem auf allen Ebenen
Wir alle kennen die Unternehmen, die fast ausschließlich in den Billiglohnländern mit kaum vorhandenen
Arbeits- und Umweltstandards produzieren. Zudem muss man sich auch nur einmal vor Augen halten,
dass im Jahr 2020 allein die Bekleidungsindustrie 8 % der gesamten weltweiten Treibhausgasemissionen
verursacht hat (Tendenz steigend). Darüber hinaus werden über 60 % der weltweiten Kleidungsstücke aus
Polyester hergestellt und wer sich etwas auskennt, weiß das Polyester nur billiges Plastik ist, was aus Erdöl
hergestellt wird. Neben dem Treibhausgas- sowie dem Ressourcenproblem kommt jedoch noch ein weiter
nicht zu unterschätzender Faktor hinzu – das Thema Mikroplastik. Beim Waschen eines Kleidungsstückes
aus Polyester werden rund 700.000 Mikroplastikpartikel freigesetzt. Und wenn man jetzt denkt: „ne, das betrifft mich ja nicht, ich wasche in einer modernen Waschmaschine“ – der liegt falsch. Unsere
Waschmaschinen können Mikroplastik regulär gar nicht filtern. Als Folge wird das Abwasser ungefiltert
über die Kanalisation in unser Grundwasser, in unsere Flüsse und Meere eingeleitet und richtet am Ende
immensen Schaden in unseren Ökosystemen an.
Es geht auch anders
Lange haben wir überlegt, wo wir produzieren sollen, welche Materialien wir nutzen wollen und wie die
Verpackung aussehen soll. Dies sind alles Fragen, die uns reichlich Kopfzerbrechen und viele schlaflose Nächte bereitet haben.
Schlussendlich sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir ausschließlich in Europa produzieren wollen
und zwar in Portugal. Portugal ist eines der führenden Länder, wenn es um die faire Produktion von nachhaltig hergestellter Kleidung geht. Portugal ist ein Land mit großer Tradition in der Textilherstellung sowie Textilverarbeitung. Mehr als 12.000 Unternehmen gibt es in der Textil- und Modebranche mit mehr als 130.000 Beschäftigten. Hier werden die Bestimmungen des internationalen Arbeitsrechts respektiert und Textilarbeiter sind gewerkschaftlich organisiert. Zudem können durch die deutlich geringeren Transportwege innerhalb Europas Tonnen an CO 2 eingespart werden.
Das Zweite aus unserer Sicht nicht einfach zu klärende Thema betraf den Hauptrohstoff für unsere Boxershorts. Uns war klar, dass wir kein Polyester oder billige Baumwolle verwenden wollen. Aber ob wir jetzt Bio-Baumwolle oder Lyocellfasern (vielen unter dem Markennamen Tencel bekannt) einsetzen, brauchte lange Entscheidungsprozesse mit Abwägungen von Pros und Contras. Wir sind jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass Lyocellfasern einige Alleinstellungsmerkmale haben, die der Bio-Baumwolle fehlen.
Ein kurzer thematischer Abriss zum Thema Lyocellfasern
Der Ausgangsstoff von Lyocell/Tencel dürfte wohl nicht jedem bekannt sein. Es handelt sich dabei um eine Pflanze die viele nur als Hauptnahrungsquelle der Koalas oder in Form von Hustenbonbons kennen – Eukalyptus. Denn neben Buchen wird die Faser vor allem aus asiatischem Eukalyptusholz gewonnen, welches aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder von Plantagen stammt. Im Gegensatz zu den Anbauflächen für Baumwolle kann das Land landwirtschaftlich nicht anders genutzt werden und steht so in keiner Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau (1:0 für Tencel).
Auch hinsichtlich weiterer Gesichtspunkte ist Tencel Baumwolle klar überlegen. Denn während bei der Baumwoll-Herstellung so viele Pflanzengifte eingesetzt werden, wie bei keinem anderen Anbauprodukt, bleibt die Eukalyptuspflanze frei von chemischen Zusätzen (2:0 für Tencel).
Eukalyptus zeichnet sich zudem dadurch aus, dass er ohne künstliche Bewässerung und Düngung
auskommt. Baumwolle hingegen verschlingt pro T-Shirt bis zu 2000 Liter. Im Vergleich dazu benötigt die Eukalyptuspflanze eine 10- bis 20-fach so geringe Wassermenge (3:0 für Tencel). Dennoch ist die Faserausbeute hier zehnmal höher als bei Baumwolle, so können aus ca. 6 m² Boden 1 T-Shirt aus Bio-Baumwolle oder 10 aus Tencel gefertigt werden (4:0 für Tencel).
Die Bäume sowie der Zellstoff zur Tencelproduktion stammen aus nachhaltigen Plantagen, die vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert wurden (5:0 für Tencel). Hinzu kommt, dass die Eukalyptuspflanze von jeglicher Genmanipulation verschont bleibt. In der konventionellen Baumwollerzeugung sind indessen mehr als zwei Drittel der Pflanzen genmanipuliert. Jedoch auch Bio-Baumwolle ist weitestgehend frei von Genmanipulation (6:1 für Tencel).
Wenn ihr noch mehr über den Vergleich von Tencel und Bio-Baumwolle erfahren wollt, schaut gerne
bei unserem Blog „Tencel vs. Bio-Baumwolle vorbei“. Dort gehen wir neben den ökologischen Faktoren auch auf Eigenschaften wie Komfort oder Hautfreundlichkeit ein.
Das dritte Problem betraf die Verpackung. Hier wollen wir, so weit es eben geht, auf unnötiges Verpackungsmaterial verzichten. Aktuell befinden wir uns aber noch in der abschließenden Entscheidungsphase. Entweder werden wir größtenteils Versandtaschen aus ungebleichtem Altpapier oder Versandtaschen aus Maisstärke nutzen.
Wir wissen, jede Veränderung braucht Zeit und wir alle sollten gemeinsam anfangen, bewusster auszuwählen und nachhaltiger einzukaufen. Auch, wenn es vielleicht ein bisschen teurer ist. Aber mal ehrlich, dann vielleicht lieber ein Teil weniger holen. Das ist der konsequenteste Weg, um auf lange Sicht den Markt zu verändern und dem Zulauf der Fast Fashion Einhalt zu gebieten. Deshalb denkt immer daran, dass einzige was an Fast Fashion günstig ist, ist die Produktion, die aber deutlich höheren Kosten müssen die Arbeiter und die Umwelt tragen.